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Leopold Rollinger vom brandneuen 'Hotel Luis' im Gespräch

Das Interview führte: Thomas
Hotel Luis Regensburg Leopold Rollinger

Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin der Leo Rollinger und meine Hauptaufgabe war - zumindest das letzte Jahr über - den altehrwürdigen Landshuter Hof in das Hotel Luis zu verwandeln.

Wie bist Du dazu gekommen?
Ich habe eigentlich für meine andere Firma ein neues Projekt gesucht und wollte ein kleineres Boutique-Hotel machen. Irgendetwas zwischen drei und zehn Zimmern, aber das hat aus den unterschiedlichsten Gründen nicht geklappt. Entweder lag es am Preis, den Genehmigungen etc. Eher zufällig habe ich mit einem Freund, dem Georg, über meine damalige Situation gesprochen. Er meinte dann er hätte da ein tolles Projekt. Wir haben uns den Landshuter Hof zusammen angesehen und nach einer Stunde war klar, dass wir ein gemeinsames Projekt gefunden haben.

Okay, das war also die Entscheidung - und wie ging's dann los?
Zuerst haben wir den Landshuter Hof übernommen so wie er war. Von 30.12.2015 bis ca. April 2016 habe ich den Betrieb als One-Man-Show weitergeführt! Es waren noch so viele Altbuchungen da, die mussten abgearbeitet werden. Zum Beispiel waren für die "Physiker-Tagungen" alle 16 Zimmer ausgebucht. Die Leute auszuquartieren wäre fast unmöglich gewesen. Gleichzeitig haben wir schon zum Entrümpeln angefangen. Zudem musste sich natürlich um das ganze Betriebswirtschaftliche gekümmert werden.

Hast Du denn das gelernt, also das Hotelfach oder BWL?
Ich habe internationales Management in Hof studiert, begonnen mit BWL an der Uni Regensburg, habe aber dann nach Hof gewechselt weil das FH-Studium praxisnäher war. Ich war immer 3-4 Tage die Woche in Hof, da hatte ich Ruhe zum Studieren (lacht). Und ab Donnerstag hatte ich dann Zeit für Regensburg, auch um in der Gastro zu arbeiten. Seitdem ich achtzehn Jahre alt bin habe ich immer irgendwo in der Gastronomie gearbeitet. Bin also schon immer ein kleines Gastrokind. Interessant bei diesem Studium in Hof war, dass gleich zwei Pflicht-Auslandsaufenthalte automatisch mit dabei sind - da ist die FH schon echt gut. Du musst für mindestens ein Jahr ins Ausland dafür. Ich war für meine Französischkenntnisse in Straßburg, später in Kapstadt weil ich Südafrika schon durch eine frühere Reise so interessant fand. Ich dachte da muss ich irgendwann mal nochmal hin und das Studium war die Möglichkeit dazu. So ein bisschen hängt mein Herz schon an diesem Land. Ich versuche so oft wie es nur geht hinzufliegen, meine Freunde dort zu besuchen, zu surfen und durchs Lands zu reisen. Einige meiner südafrikanischen Freunde haben mich auch schon hier in Regensburg besucht. War natürlich toll Ihnen meine Heimatstadt zu zeigen.

Was war dann los ab April 2016?
Ich hatte immer „verschiedene Kappen“ auf, je nach Anforderung. Eigentlich war die Zimmerreinigung das Einzige was ich nicht gemacht habe weil wir damals noch Personal vom Landshuter Hof hatten. Aber von der Rezeption über Hausmeister und Chauffeur bis hin zum Frühstück habe ich eigentlich alles gemacht. Als dann die Buchungen ausgelaufen bzw. alle Gäste erfolgreich umquartiert werden konnten haben wir schließlich für den Umbau zugesperrt. Anschließend ging die Planung für die Umgestaltung los. Wir haben uns Inspiration von anderen Hotels geholt. Toll war hier z.B. das Hoxton in London oder das Shoreditch House der Soho Gruppe. Viel Recherchearbeit war nötig um ein Gefühl für den Vintage-Style zu bekommen. Wir haben eigentlich alles dokumentiert bzw. genauer hingesehen. Von der Schreibtischlampe, über die Qualität der Handtücher bis hin zum Hotelbett. Auch das Thema EDV war natürlich wichtig. Schnelles W-Lan ist heutzutage aus dem Hotel ja nicht mehr wegzudenken. Dann stellte sich natürlich auch die Frage nach der richtigen Hotelsoftware. Welches Buchungsprogramm brauche ich? Auf welchen Online- Portalen muss man präsent sein? Rechtliche Dinge gab es natürlich auch zu Hauf zu klären.

Wie ging es dann weiter?
Entrümpeln und umbauen beziehungsweise radikal umgestalten. Auf der Baustelle habe ich voll mitgearbeitet, Wände abgerissen, Sachen abgebaut und weggefahren. Es waren teilweise bis zu 25 Handwerker auf der Baustelle, die koordiniert werden mussten. Da hat mir der Georg als Architekt viel geholfen. Am Anfang musste ich oft Fotos per WhatsApp schicken was ich wie machen oder entscheiden soll, nach ein paar Monaten hatte ich aber dann ein besseres Gefühl und konnte das Meiste alleine entscheiden. Man wird dann schon sicherer, weiß genauer was man macht, das Projekt wird immer mehr fertig. Wir haben da ganz viel zusammen gemacht und das Konzept letzten Endes ja auch gemeinsam ausgearbeitet bzw. umgesetzt. Früher waren im Landshuter Hof übrigens 16 Zimmer und drüber noch Wohnungen, der alte Pächter, Herr Silberhorn, hat da ebenfalls gewohnt. Aus diesen Wohnungen haben wir Zimmer gemacht deshalb gibt's inzwischen sogar 38 Zimmer. Unten gab es früher einen großen Saal den haben wir auch in Zimmer umgewandelt. Genauso wie den Platzgewinn durch den stark verkleinerten Küchenbereich, den zusätzlichen Raum haben wir auch für neue Zimmer genutzt. Wir haben übrigens einen Schreiner der Luis heißt, im Ernst, der hat sich viel eingebracht, von dem haben wir auch viele Möbel gekauft. Der sucht sich auf der ganzen Welt Möbel zusammen und richtet die dann toll her. Der hat eigentlich so viel zu tun dass er keine neuen Kunden annimmt, aber weil er nun mal so heißt wie unser Hotel musste er leider mitmachen (lacht).

Dein Hotel wäre doch perfekt für Fotoshootings oder Events?
Ja stimmt! Wir hatten mittlerweile auch schon mehrere Shootings im Hotel bzw. hier in der Café Bar. Geburtstagsfeiern hatten wir ebenfalls. Ab und zu gibt es eine öffentliche Veranstaltung. Beispielsweise unsere Christmas Bash Party letzten Dezember. In Zukunft wird immer wieder mal auch eine Band spielen. Wir planen da gerade einige Events. Unser Konzept ist dabei "from seven to eleven", d.h. daß um elf abends Schluß ist. Das hat natürlich mit dem Hotel zu tun. Denn da geht man ja hin um zu schlafen. Folglich können wir nicht bis in die Puppen laut feiern und Krach machen.

Wie viel Platz hast Du hier? Ist jetzt alles fertig?
Bei Vollauslastung haben wir so um die 80 Leute im Haus. Ende des Jahres waren wir so gut wie immer ausgebucht, auch aufgrund der vielen Christkindlmärkte ist Regensburg ein richtiger Besuchermagnet. Im Januar und Februar hatten wir jetzt dafür wieder etwas Zeit für die weitere Planung und Vorbereitung. Auf das Gästefeedback der ersten Monate sind wir ebenfalls eingegangen. Zum Beispiel gibt es ab sofort große Spiegel damit man sich vor dem Verlassen des Zimmers nochmal ansehen kann. Zahnputzbecher sind witziger Weise wohl sehr wichtig! Die hatten wir am Anfang auch nicht. Kleiderschränke werden übrigens immer gefordert, die wird's aber einfach nicht geben bei uns (lacht). Wir sind eben ein bisschen anders, deshalb gibt’s z.B. alte Seemannskisten die als Kofferablage dienen. Denn mal ehrlich, wer packt schon wegen einer Nacht seinen kompletten Koffer aus und räumt alles in den Kleiderschrank?
Wir haben unter der Woche meistens Businesskunden, Geschäftsleute die froh sind, wenn sie mal nicht in einem "Kettenhotel" sein müssen. Verkehrsmässig liegen wir ziemlich gut, parken kann man direkt vorm Haus, man ist mit dem Auto gleich bei Conti, BMW, MR etc. Die Geschäftsleute schlafen oft drei bis viermal die Woche woanders und sind dann happy etwas Abwechslung zu haben. Am Wochenende haben wir viele Städtereisende.

Eine Anekdote zum Umbau?
Beim Thema Brandschutz! Da gibt es folgende Regelung: wenn zwei Zimmer nebeneinander liegen muss vermieden werden dass sich ein Feuer über die Kloleitung (!) von einer WC-Schüssel zur anderen verbreitet. Ganz im Ernst. Meiner Meinung nach hat man in diesem Brandfall schon ganz andere Probleme, aber das ist etwas was man mit geeigneten Maßnahmen - die selbstverständlich Geld kosten - verhindern muss.

Wann wird denn die Wand hier gestrichen?
Gar nie (lacht)! Nachdem wir die gesamte Gastronomie des Landshuter Hofs ausgeräumt hatten, haben wir anschließend die alte Wandfarbe runtergekratzt. Als wir die Wand fertig hatten und alles leer war, haben wir uns die Wand angesehen und haben gedacht: eigentlich muss das so bleiben!

'Leopold Rollinger' hört sich an wie ein Buchautor oder sowas - hast Du in der Richtung was vor?
Ich habe tatsächlich schon zwei Kinderbücher geschrieben! Also im Eigenverlag. Das erste ("Als Herr Pangasius sich auf die Suche nach Wauzi machte") habe ich damals noch während des Studiums beim "5-Euro-Business-Wettbewerb" herausgebracht und habe in München sogar den zweiten Platz gemacht. Und das Zweite ("Herr Pangasius und Wauzi in Südafrika") habe ich jetzt erst fertiggestellt nachdem mir schon vor zwei Jahren ein Freund mit Kindern gesagt hat dass er jetzt unbedingt den zweiten Teil haben will. Die erste Auflage von 600 Stück vom ersten Buch ist fast ausverkauft. Und das Zweite müsste jetzt gerade jeden Moment frisch von der Druckerei geliefert werden (lacht). Irgendwann werde ich sicher mal ein Buch über die ganzen Hotelgeschichten schreiben. Ich bin einfach so ein Projektmensch! Jetzt will ich unbedingt dieses Hotel zum Laufen bringen, dann kommt sicher das nächste Projekt, ich möchte immer etwas erschaffen.

Was würdest Du machen wenn Du nicht mehr arbeiten müsstest?
Reisen. Und neue Projekte. Also genau das was ich eh' schon mache. Gar nichts machen liegt nicht in meinem Naturell. Ich habe nach dem Studium auch eine Weltreise gemacht. Ich kann das schon 'mal, für ein Jahr die Welt bereisen und surfen, aber irgendwann brauche ich dann wieder etwas anderes, dann muss ich ein neues Projekt starten, da brauche ich eine neue Aufgabe. Einen Ruhestand sozusagen kann ich mir deshalb gar nicht vorstellen. Okay, ich bin jetzt erst dreißig, aber irgendwie braucht man glaube ich ein Leben lang eine Aufgabe.

Die letzte Frage: Was hast Du heute noch vor?
Bissl arbeiten! Es steht noch Buchhaltung an, die will auch gemacht werden. Und heute Abend ist im Hotel noch eine Geburtstagsfeier mit dreißig Leuten, da werde ich da sein, auch wenn's etwas später wird. Denn das Tolle ist ja, dass Zeit keine Rolle spielt wenn man etwas macht das einem Spaß macht!



Merci vielmals für das Interview Leo und weiterhin ganz viel Erfolg!
Hier sind noch Infos über Regensburgs erstes 'Vintage Hotel':
www.hotel-luis.de


Über interessante Persönlichkeiten in Regensburg lesen Sie in unserer Interview-Reihe

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